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Gegen Ende des 19. Jh. stieg die Bevölkerung der Gemeinde Salzburghofen
sprunghaft an. Grund dafür war der Bau der Eisenbahn München - Wien und der Strecken Freilassing - Reichenhall und Freilassing - Laufen. Neben zahlreichen Eisenbahnen und deren Familien siedelten
sich auch Handwerker und einige Industriebetriebe an.
Das Schulhaus in Salzburghofen - auch heute sind hier noch 4 Klassen
unserer Grundschule untergebracht - wurde für die rasch wachsende Schülerzahl viel zu klein. Im Jahr 1905 musste die Gemeinde sogar als Notlösung einen Saal im Hotel Krone anmieten, um Schüler
darin unterzubringen und der Schulraumnot Herr zu werden. Im Süden der Gemeinde entstanden Eisenbahnersiedlungen, der bislang kleinere Ortsteil Freilassing erweiterte sich so sehr, dass er zum
tragenden Gemeindeteil wurde. Die Einwohnerzahl war gegen 3000 gestiegen.
Der Bau des großen Schulhauses wurde unbedingt erforderlich. Als Bauplatz
bot sich ein Gelände an, das sich an der Laufener Landesstraße auf halben Weg zwischen der Marienkirche und der Bahnstation Freilassing befand. Ein in der sich prächtig entwickelnden Gemeinde
zentral gelegener Platz also.
Besonders zwei Freilassinger Bürger setzten sich mit Weitblick und großem
Engagement für den Bau eines Zentralschulhauses ein. Es waren dies der amtierende Bürgermeister Lorenz Kreuzeder und der Parkettfabrikant Georg Wrede. Der Gemeindeausschuss beschloss 1907
einstimmig den Schulhausbau. Das oben erwähnte Grundstück stellte der Mühlen- und Gutsbesitzer Martin Mooslechner der Gemeinde kostenlos zur Verfügung.
Die konkreten Planungen konnten somit beginnen. Als Architekt wurde der
berühmte Münchener Bauplaner Johann Baptist Schott gewonnen. Dieser war weiterhin als Spezialist für Schulhaus- und Kirchenbauten bekannt. Die Basilika in Altötting stammt aus seiner hand. Schott
plante einen ausgedehnten Gruppenbau in L-Form im Stil des späten Historizismus. Das Gebäude erhielt Walm- und Krüppelwalmdächer, Zwerchhäuser und ein Uhrtürmchen.
Anlässlich der Tausend-Jahr-Feier der Pfarrgemeinde Salzburghofen
zeichnete der Architekt eine Werbepostkarte mit dem neuen Schulhaus. Die davor stehende Pfarrkirche war zwar geplant worden, sie wurde jedoch nie erbaut. Ansonsten wäre der Georg-Wrede-Platz
heute sicher das Zentrum Freilassings.
Im Jahr 1908 begannen die Bauarbeiten unter der Leitung des Baumeisters
Böhm aus Reichenhall. Der Baufortschritt ging äußerst zügig voran und so konnte unser Schulhaus bereits am 28. September 1909 eingweiht werden. Das Haus war mit Blick in die Zukunft gebaut. Es
verfügte über acht Lehrsäle, die über drei Stockwerke verteilt waren, einen Zeichensaal, ein Konferenzzimmer und über moderne sanitäre Anlagen. Da das Raumangebot über den damaligen
Schulraumbedarf hinausging, wurde im Erdgeschoß die Gemeindeverwaltung untergebracht. Den südlichen Wohnbau bezogen der Hausmeister und Gemeindebedienstete.
Am 1. Oktober war es dann soweit. Die 398 Freilassinger Schüler konnten in
die neuen Räume des Zentralschulhauses einziehen. Das Sitzungsprotokoll des Gemeindeausschusses gibt Auskunft über die Baukosten für das neue Schulhaus. Danach kostete der Schulhausbau rund
205.000 Mark, die die Gemeinde zu einem großen Teil durch Kredite finanzieren musste.
Geschrieben: Eduard Jackl